Mitropa-Schlafwagen Typ "Malmö" (Umbau 1958 aus CIWL-Stahlwagen)

Hallo zusammen,

aus Gründen, die ich jetzt selbst nicht einmal genau nachvollziehen kann, hatte ich mich in der letzten Zeit einmal mit den CIWL-Wagen der Stahlbauart ab 1922 befaßt.
Dazu hatte ich zu Meinem H0-Fahrzeugpark schon einmal etwas geschrieben.
Bei der Mitropa in der DDR sind eine ganze Reihe ehemaliger CIWL-Stahlwagen wieder in Fahrt gekommen, und teilweise erheblich umgebaut worden.

Zunächst fielen mir die Schlafwagen des Typs "Malmö" auf. Im EK-Buch "75 Jahre Mitropa" sowie im EJ-Sonderheft gleichen Titels gibt es Bilder hierzu, u.a. eines von Dr. Scheingraber in München, und Bilder der Wagen im Skandinavienverkehr Warnemünde-Gedser.
Zwei allerdings qualitativ nicht sonderlich gute Bilder sind hier zu finden:

Code:

https://www.sporskiftet.dk/sites/default/files/imagepicker/1692/Mitropa.jpg

Nach Mühl "75 Jahre Mitropa" sind 5 Wagen aus den CIWL-Schlafwagentypen S1 und S2 umgebaut worden. Sie standen bis 1973 bzw. 1976 im Einsatz.

Auffallend war für mich, daß die Abteilseite der Wagen hinsichtlich Fensterteilung mit den Mitropa-Schlafwagen der Einheitsbauarten 1927 - 39 soweit erkennbar übereinstimmte.
Also habe ich aus meinem Bastelvorrat einen Jouef-Mitropa-Schlafwagen und einen Liliput-Schürzenschlafwagen rausgekramt und erstmal zerlegt.
Ja, die Seitenwände könnten passen ...



Dann habe ich Säge und Feile geschwungen. Vom Liliput-Schürzenschlafwagen habe ich nur die Fensterabschnitte oberhalb der Brüstungsleisten entnommen.
Während die Abteilseite einfach zu bewerkstelligen war, mußte ich auf der Gangseite stückeln. Wegen der vier breiteren Fenster habe ich ein Stück aus einem 3.Klasse-Schürzenwagen eingesetzt, das an seiner grünen Farbe erkennbar ist.

Ein Vergleich mit einer Zeichnung des CIWL-S2 bestätigte meine Vermutung, daß beim Vorbildwagen auf der Gangseite nur einige der zahlreichen Fenster verschlossen wurden. Auf der Abteilseite sind wohl größere Umbauten der Seitenwände erfolgt. Die CIWL-Wagen hatten zwei unterschiedliche Abteilbreiten und folglich eine andere Fensterteilung, und es gab immer mindestens zwei Fenster pro Abteil bei den Wagentypen S, Z und Lx.

Auch die ursprünglich zur Stirnwand hin angeschlagenen Türen wurden beim Umbau offenbar durch solche der Mitropa-Bauart ersetzt, die zur Seitenwand hin angeschlagen sind. Also mußte ein recht ramponierter Liliput-WR4ü-34 seine Türen opfern.



Hier sind die Fensterstreifen bereits passend zurechtgefeilt und verklebt. Die Seitenwand-Unterteile des Jouef-Wagens verwendete ich weiter. Damit bleibt die originale Rastverbindung erhalten. Am Untergestell sind bereits die Batteriekästen und Luftkessel entfernt.



Um die Fensterstreifen im richtigen Versatz zur Brüstungsleiste der Seitenwand-Unterteile aufzukleben, habe ich einen dünnen Evergreen-Streifen als Abstandslehre verwendet und dann Fensterstreifen und Seitenwand-Unterteil auf einer ebenen Fläche verklebt und innen durch einen Streifen verstärkt.



Das hier noch unbearbeitete Untergestell mit den neuen Piko-Drehgestellen, den Batteriekästen und Bremsteilen sowie dem mittleren Fischbauchträger.
Von der Verwendung der Piko-Kurzkupplungen sah ich dann ab, und es wurden die großen Symoba-Kulissen eingebaut.
Da die Original-Wagen Drehgestelle der Bauart Görlitz V hatten, habe ich diese - natürlich als Modell - bei Piko bestellt und bereits 3 Tage später bekommen.
Sie stammen von den Modernisierungswagen, und paßten nach Aufreiben und Ansenken der ursprünglichen Befestigungslöcher im Jouef-Untergestell sehr gut.



Der Wagenkasten ist nun zusammengeklebt und mit Evergreen-Streifen verstärkt. Die über den Fenstern laufende schmale Brüstungsleiste habe ich aus dem dünnsten und schmalsten Evergreen-Streifen nachgebildet. Das Aufkleben bekam ich nun endlich in den Griff. Vor zwei Jahren bin ich an einem C4i-34 mit gesickten Seitenwänden noch grandios gescheitert.



Bei der Inneneinrichtung ist erstmal nur der Fußboden des großen Dienstabteils mit eingebauter Küche nachgebildet. Bei der Detaillierung werde ich wohl improvisieren müssen.
Keine Ahnung, wie das innen aussah.
Das Dach ist mit den drei Wasserkästen und den Luftsaugern Bauart Kuckuck versehen.



Scheint zu passen ...



Die umgebauten Hauptbaugruppen des Wagens:



Der Wagen im Rohbau - die Gangseite:



Der Wagen im Rohbau - die Abteilseite:



Und mal eine in Schrägansicht mit verbesserungswürdiger Tiefenschärfe.



Zum Vergleich Gangseite CIWL (hier allerdings Typ Z, die Typen S1/S2 waren ähnlich) und Mitropa-Umbauwagen ...



... und die Abteilseite.



So, Lackierung und Detaillierung wird wohl noch ein wenig dauern. Immerhin kann man aber schon erkennen, was es im Modell werden soll.
Wäre bei den Vorbildwagen nicht die charakteristische Dachform verblieben, so wären sie kaum noch als ehemalige CIWL-Stahlwagen zu identifizieren.

Ein sauberer und schöner Umbau! Mein Glückwunsch dazu!

Mich verblüfft immer die Vielfalt dieser Fahrzeuge. Ist ja fast wie Briefmarken sammeln!

Eine kleine Bitte/Frage hätte ich mal an Dich: Kannst Du mir mal Länge, Breite und Höhe eines Kuckuck-Lüfters rausmessen? Ich glaube, Du kannst Dir schon fast vorstellen, wofür …

Dankeschön & ein schönes Wochenende!

Hallo Steffen, und mich würde sehr interessieren, welche Techniken du beim Lackieren anwenden wirst.
Das hat natürlich Zeit! Aber mir ist es doch ein Rätsel, wie man all die Feinheiten sauber herausbringt...

Beste Grüße
Michael

Klasse

Hallo Wolfgang, Michael & Stephan,

vielen Dank für eure netten Kommentare. Freut mich, wenn der Wagen gefällt. Tja, die Fremdwagen (Ausland und Privatbahn) bei der DR und Mitropa nach 1945 sind so ein Thema, was noch einer umfassenden Auf- und Ausarbeitung harrt, der sich wahrscheinlich aber keiner mehr annimmt.

@Wolfgang: Klar, Deine Wageneinheit soll ja auch irgendwie belüftet werden. Habe leider keine bemaßten Zeichnungen der originalen Kuckuck-Lüfter. Die von mir verwendeten Weinert-Lüfter sind 8,3 mm lang, 2,8 mm breit und 1,15 mm hoch. Altmodisch mit analogem Meßschieber gemessen, da bin ich erzkonservativ.
Das wären in N 4,5 x 1,5 x 0,6 mm, ohne die Hundertstel.

@Michael: Na, das interessiert mich auch, welche Technik ich da anwenden werde
Zuerst einmal muß ich noch einiges entlacken. Dann muß ich jedes Fenster einzeln abkleben, weil bei den Liliput-Spenderwagen die Fenstereinsätze bombenfest eingeklebt sind. Das hatte ich aber schon bei dem Post4ü-a/21,6 ausprobiert, und es ging besser als erwartet. Ich hatte das Abklebeband im Fenster selbst an den Kanten geschnitten.
Lackieren werde ich sicher mit sehr stark verdünnten Elita-Farben. Die decken sehr gut, und die Details laufen nicht zu.
Hab mir Ende '22 einen Revell-Kompressor mit Luftkessel im Sonderangebot zugelegt. Den muß ich noch einweihen.
Bei den gelben Zierstreifen muß ich mir allerdings noch etwas einfallen lassen. Aufzeichnen, Auflackieren oder Decals.
Habe noch einen umgebauten, verlängerten Schürzenwagen, der zum Ausprobieren dienen wird.

Herzlichen Dank, Steffen - das sind ja schon mal interessante Hinweise!
Ich bin auf die Durchführung gespannt.
An dem Abkleben der Fenster bin ich schon mal gescheitert.
Und auch Airbrush zählt nicht zu den Werkzeugen, die ich technisch wirklich beherrsche...
Da kann ich nur lernen!

Beste Grüße
Michael

Hallo Steffen,

vielen herzlichen Dank für die Kuckucksmaße! Beim Messschieber bin ich übrigens auch konservativ. Ich habe mir mal den Spaß gemacht und ein paar Parallel-Endmaße mit einem digitalen Billigmessschieber nachgemessen. Au weia.

Wäre der gelbe 1. Klasse Streifen nichts für die Ziehfeder?

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Hallo Wolfgang,

vielen Dank. Tja, ich hatte auch mal den Fehler gemacht, einen digitalen Meßschieber im Baumarkt zu erwerben. Mitutoyo gibt es ja leider nicht an jeder Ecke. Als der Meßschieber dann meinte, daß es auf 5 mm mehr oder weniger nicht ankommt, kam er dann in die Rundablage mit Deckel.

An eine Ziehfeder habe ich noch gar nicht gedacht. Habe mal recht erfolgreiche Versuche mit einem dünnen Edding durchgeführt, aber den kann ich nicht mit Elita-Klarlack überlackieren, der löst sich an.
Bin im Moment geneigt, die beiden gelben Mitropa-Streifen aufzulackieren. Die Brüstungsleiste ist erhaben, und der untere Streifen sitzt beim Vorbild genau an der Wagenkastenkante. Das müßte sich also abkleben lassen. Mit dem Tamiya-Abklebeband habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht, als ich den grünen Streifen im Oberlicht-Dach des Schicht-Preußen lackiert hatte.

Hallo Steffen,

gerade mal für Dich herausgesucht:

https://www.der-lustige-modellbauer.com/t31377p250-wolfgangs-bayerische-s-3-6#802200

Ist vielleicht als Plan B und Rückfallebene in der Hinterhand nicht schlecht! Ansonsten wünsche ich latürnich viel Erfolg bei dem, wie Du es vorhast.