Der lustige Modellbauer
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HMS AGINCOURT in 1:700

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HMS AGINCOURT in 1:700 Empty HMS AGINCOURT in 1:700

Beitrag von Al.Schuch Mi 25 Mai 2016, 00:21

Hallo.
Vor Jahren hatte ich kurze Zeit den 1:700er Bausatz des britischen Schlachtschiffes "Hms Agincourt" aus dem 1.WK. bei mir Zuhause.
Kurz bevor ich es weiter gab, machte ich noch einen Bausatzbericht fertig, den ich euch jetzt hier vorstellen möchte.
Ok,schaun wir mal:

HMS AGINCOURT in 1:700 Deckel10
Das Deckelbild.


              HMS AGINCOURT

Maßstab :     1:700
Hersteller    : Kombrig – Russland
Material      : Resin.
Preis          : ca.50,00 €

               Die Schiffsdaten :
Bauwerft       :        Armstrong in Newcastle  
Kiellegung   :          14.9.1911
Stapellauf   :          22.1.1913
Indienststellung :    20.8.1914
Verdrängung   :       27500 To. / max. 30250 to.
Länge üb. Alles :     204,50 m
Breite                 :  27,10 m max.
Tiefgang   :             8,20 m max.
Antrieb           :       4 Satz Parsons Turbinen auf 4 Wellen
                             22 Babcock & Wilcox Kessel für Kohle  und Ölzusatzfeuerung.
Leistung   :             34000 WPS.
Geschwindigkeit :     22,0 Kn.
Brennstoff    :          3200 To. Kohlen/620 To. Öl. Max.
Fahrstrecke    :        4500 sm bei 10 Kn Geschwindigkeit.
Besatzung    :         1115 Mann.
Bewaffnung    :       14 x 30,5 cm / 20 x 15,2 cm / 10 x 7,6 cm
                           3 x 53,3 cm Torpedorohre ( unter Wasser)
Panzerung    :         Seite 229 mm / Deck (Horizontal) 89 mm
                             30,5 cm Türme  305 mm /Kommandostand 305 mm.

                     Die Geschichte

Bedingt durch die ständigen Spannungen mit seinem Nachbarland Argentinien, entschloss sich die Brasilianische Regierung 1909 zum Bau eines weiteren Schlachtschiffes und wandte sich dazu an England, das schon die beiden Vorgänger, „Minas Gerias“ und „Sao Paulo“, gebaut hatte.

4 Entwürfe standen zur Auswahl:
1. 192,6 m Länge 27500 To. 14 x 30,5 cm Geschütze.
2. 198,1 m Länge 31600 To. 12 x 35,6 cm Geschütze
3. 192,0 m Länge 30500 To.   8 x 40,6 cm Geschütze
4. 198,1 m Länge 31250 To. 10 x 38,1 cm Geschütze.

Nach einem Einjährigen hin und her wurde der Entwurf Nr. 2 bei der Werft Armstrong in Newcastle in Auftrag gegeben.

Kurz darauf wurde ein neuer brasilianischer Marineminister ins Amt gewählt, der vom deutschen Kriegsschiffbau beeinflusst war.
Aufgrund des deutschen Festhaltens an der 30,5 cm Hauptartillerie und der einheitlichen Munitionsversorgung - die beiden anderen Schiffe führten auch 30,5 cm Bewaffnung entschied er sich für den ersten Entwurf mit 14 x 30,5 cm.
Auf dieser Basis wurde das Schiff am 14.09.1909 auf Kiel gelegt und lief am 23.01.1911 als „Rio de Janeiro“ vom Stapel.

Wegen der allgemeinen Kalibersteigerung auf 35,6 cm kamen der Brasilianischen Behörde früh erste Zweifel am Bau und, nach dem Zusammenbruch der einheimischen Gummiindustrie, dem Hauptwirtschaftsfaktor Brasiliens, entschloss man sich zum Verkauf des halbfertigen Kriegsschiffes.

Die Türkei, seit längerem mit einigen Mittelmeerstaaten im unreinen, und daher bestrebt,ihre Marine zu vergrößern, griff zu und kaufte das Schiff für 2 750 000 Pfund Sterling.

Die jetzige „Sultan Osman I.“ wurde ab dem 09.01.1914 weitergebaut.
Neu hinzu kam eine sehr verschwenderische Kabineneinrichtung für die Offiziere, was dem Schiff später den Spitznamen „Gin Palace“ eintrug.

Am 01.08.1914 unmittelbar vor der Ablieferung wurde,aufgrund des Kriegsbeginns und der unklaren Beziehungslage zur Türkei,das Schlachtschiff von der Englischen Regierung beschlagnahmt.
Die bereits zur Einweisung eingeschiffte türkische Überführungsbesatzung wurde von einer Kompanie der Sherwood Foresters unter Bajonett vom Schiff geholt und ausgewiesen.
Am 02.08. geschah dasselbe auf dem zweiten Osmanischen Neubau, dem Schlachtschiff “ Reshad V.“ welches bei Vickers in Barrow im Bau war.

Die „Sultan Osman I.“ wurde nach einigen Restarbeiten am 20.08.1914 als „HMS Agincourt“ in Dienst genommen.
Die „Reshad V.“ stellte als „HMS Erin“ am 22.08.1914 in Dienst.

Unmittelbar nach der Indienststellung begannen bereits die ersten Umbauten. So wurden die über den mittleren Geschütztürmen angeordneten Beibootsplattformen, “Flying Bridges“ genannt, wegen Behinderung des Geschützfeuers und wegen der dadurch bedingten allgemeinen Feuergefahr abmontiert.
Bei dieser Gelegenheit verlor der Lademast den vorderen Ladebaum und der achterne Dreibeinmast seine Stenge. Auch die Torpedoschutznetze gingen von Bord.

Das Einzelschiff, auch das einzige, das jemals 14 Geschütze in 7 Doppeltürmen trug, aufgeteilt in je 2 St. auf dem Vordeck,2 im Mittelbereich und 3 auf dem Achterdeck, wurde in die 4th Battle Squadron der Home Fleet eingegliedert. Auch wurde von der normalen Geschützturmzählweise „a-b“ bis „y“ abgewischen und die Türme nach den Wochentagen benannt.

Am 12.Mai 1916 wurde sie dann der 1th. Battle Squadron zugewiesen und nahm mit ihr an der Skagerrak Seeschlacht vom 31.5 1916 zum 1.6.1916 teil.
Sie war eines der ersten Großkampfschiffe, das die Deutsche Hochseeflotte sichtete. In der Seeschlacht verschoss sie insgesamt 114 Salven 30,5 cm - und 111 Salven 15,2 cm Munition.
Sie traf nichts und wurde auch nicht getroffen, musste aber einen so gewaltigen Anblick beim Abfeuern einer Breitseite geboten haben, dass sie auch „The most powerful Battleship“ genannt wurde.

Dieses ehrenvolle Attribut bezog sich aber nicht auf die Gesamtkonstruktion. Die hohe Anzahl der Panzerdecksdurchbrüche, bedingt durch die sieben Geschütztürme, die Enge im Innern, wegen der Lage der vielen Munitionskammern, - zum Teil zwischen den Antriebsanlagen - welche den Aufbau eines guten Unterwasserschutzes verhinderten und einen erheblichen Stabilitätsverlust der inneren Verbände zur Folge hatten, sowie die zu schwache Panzerung,machten dieses Schiff im Grunde zu einer Fehlkonstruktion. Die schwache Panzerung war ein allgemeiner Fehler der Briten, da sie,statt auf starke Sicherheit, auf starke Artillerie und hohe Geschwindigkeit setzten. Das sollte zum Verlust der „ HMS Queen Mary“, „HMS Indefatigable“ und „HMS Invincible“ noch während der Skagerrakschlacht führen. Die mit ähnlich schwacher Deckspanzerung ausgestatte „HMS Lion“ entging nur sehr knapp demselben Schicksal. Diese, nie behobene, schlechte Panzerung wurde noch  25 Jahre später der „ HMS HOOD“ zum Verhängnis. Ihre dünne Panzerung konnte die schweren Granaten der „Bismarck“ nicht aufhalten, was zu ihrem Untergang am 24.5.1941 führte.

Nach der Seeschlacht nahm „HMS Agincourt“ noch an verschiedenen Aktionen der Homefleet teil, allerdings ohne jede Feindberührung. Bis zum Kriegsende wurde noch der hintere Dreibeinmast durch einen kleinen Pfahlmast ersetzt, zwei 15,2 cm Geschütze auf den achternen Aufbau wurden entfernt und 1918 2x -7,6 cm Ballon (-Flak) Geschütze eingebaut.

Bereits 1919 ins Reserveverhältnis überführt wurde sie 1921 nochmals Brasilien zum Kauf angeboten, aber von diesen verschmäht.

Am 19.12.1922 wurde sie an die Rosyth Shipbreaking Co. zum Abbruch verkauft und ist dort ab 1924 abgewrackt worden.

Der Bausatz

Der Guss ist sauber ausgeführt und frei von jeden Einschlüssen.
Lediglich die massiven Angüsse bei den Beibooten stören etwas, es muss daher beim Abtrennen sehr vorsichtig zu werke gegangen werden.
Die etwas einfache Verpackung, alles durcheinander in einer kleinen Tüte, macht die Sache beschädigungsanfällig, besonderst bei den feinen Stengen und den kleineren Geschützrohren.Es liegen keine Ätzteile bei und auch Decals sucht man vergebens, was umso unangenehmer ist, da das Schiff 1918 am 2. und 6. Turm ständig eine außen aufgemalte Gradeinteilung trug.
HMS AGINCOURT in 1:700 Imag0011

HMS AGINCOURT in 1:700 Imag0010

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Der  Bauplan

Es liegt ein 4- Seitiger Plan bei, der sich auf die 1918er Version des Schiffes bezieht, wovon 2 Seiten Bauanleitung, eine Seite eine Teileansicht und die letzte Seite einen fein ausgeführten Seitenriss zeigt.
HMS AGINCOURT in 1:700 Baupla12

HMS AGINCOURT in 1:700 Baupla10

HMS AGINCOURT in 1:700 Baupla13

HMS AGINCOURT in 1:700 Baupla11


Leider ist dieser Seitenriss in einigen Details falsch und zwar in Bezug auf: 1. den nach vorne weisenden Ladebaum. Dieser wurde bereits 1914 abmontiert.
2. Leider zeigt die Montageanleitung nicht die Platzierung der Beiboote, dafür sollte der Seitenriss hinzugezogen werden.
Auf Seite 1 des Plans wird eine „early“ Version vorgeschlagen, sie bezieht sich auf die Suchscheinwerferplattformen um den achteren Schornstein und zeigt den Bauzustand von 1915 Die beiden, an den Aufbauten am Mittelschiff - oberhalb der Geschützrohre der Mitteltürme- hängenden, Barkassen waren  1914-1915 seitlich auf Höhe der Brücke in Davids gestaut. Um diesen Zustand herzustellen, müsste der hintere Dreibeinmast - ohne Stenge- wieder eingebaut werden.

Der kleine Pfahlmast ist steuerbord am hinteren Aufbau angebracht und beginnt an 1.Aufbaudeck.
Gut gelöst ist, das die Ankerketten nicht mit angegossen sind, man kann daher gut mit geätzten Teilen arbeiten.
Die Übergänge zwischen den Oberdecköffnungen und den Ankerklüsen müssen dazu vorsichtig aufgebohrt werden.

Die entsprechenden Relinge und Treppen sowie die Messinggeschützrohre erhält man problemlos im Fachhandel, was dann den Bausatzpreis auch etwa verdoppelt, da man mit je einer Packung 30,5 und 15,2 cm Rohre nicht auskommt.

Mein Vorschlag zum Bau wäre, die Streben des vorderen Mastes und dessen Stenge, sowie den Pfahlmast aus Messing oder Stahldraht herstellen.
Sehr irritierend erscheinen mir die Minensuchgeräte nahe dem 2.schweren Turm.
Mir persönlich ist nicht bekannt, dass damals schwere Einheiten damals so etwas trugen, wer es besser weis, den bitte ich es mir mitzuteilen.
Hier noch einige Bilder des Originals:

HMS AGINCOURT in 1:700 Fryhes10
Das frühe Aussehen 1914. Die "Flying Bridge" in der Mitte ist noch vorhanden.
HMS AGINCOURT in 1:700 Spytes10
Ihr spätes Aussehen 1918.
HMS AGINCOURT in 1:700 Querab10
Hier Querab zu sehen, auch 1918.
HMS AGINCOURT in 1:700 Abwrac10
Das Ende. Abwracken in Rosyth ab 1924.
HMS AGINCOURT in 1:700 Das_mi10
Sie ist das vordere Schiff. Auf beiden Bildern sieht man noch deutlich die vielen Decksdurchbrüche, die ihre Horizontalpanzerung so schwächte.
HMS AGINCOURT in 1:700 Seiten10
Ihr Aussehen im Krieg.
HMS AGINCOURT in 1:700 Beiboo10
Ansicht der Beiboote an der Brücke.

Zum Schluss ein Link im Web :
Code:
Dreadnoughtprojekt.org/models/ships/Hms_Agincourt.
Hier sieht man einige 3-D Computerbilder des Schiffes.

Quellennachweis:
Siegfried Breyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970 Karl Müller Verlag . ISBN 3-86070-044-8

Siegfried Breyer Schlachtschiffe 1905-1992 Band 1
Podzun -Pallas Verlag. ISBN 3-7909-0465-1

Siegfried Breyer Großkampfschiffe 1905-1970 England/Deutschland Bernard & Graefe Verlag ISBN 3-7637-5145-9

R.A. Burt British Battleships of World War One
Arms and Armour Press England
ISBN 0-85368-771-4

Ian Buxton Metal Industries Shipbreaking at Rosyth and Charlestown World Ship Society England ISBN 0-915617-69-X

Ich hoffe, der Bericht reizt den einen, oder anderen, dieses aussergewöhnliche Schiff mal zu bauen.
Gruß
Alex
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Al.Schuch
Modellbaumeister
Modellbaumeister


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HMS AGINCOURT in 1:700 Empty Re: HMS AGINCOURT in 1:700

Beitrag von kaewwantha Mi 25 Mai 2016, 18:12

Hallo Alex,
vielen Dank für die Bausatz Vorstellung.
kaewwantha
kaewwantha
Bauanleitung-Verwahrer
Bauanleitung-Verwahrer


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HMS AGINCOURT in 1:700 Empty Re: HMS AGINCOURT in 1:700

Beitrag von Jörg Mi 25 Mai 2016, 22:54

Danke für die umfangreiche Vorstellung, Alex ... Freundschaft

Bericht in "Vorstellungen" verschoben und Untertitel ergänzt.

Gruß - Jörg - Wink
Jörg
Jörg
Moderator
Moderator


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HMS AGINCOURT in 1:700 Empty Re: HMS AGINCOURT in 1:700

Beitrag von Al.Schuch Mi 25 Mai 2016, 23:55

Hallo Jörg.
Ist Ok, Danke.
Genau danach hatte ich gesucht, aber es vermutlich deshalb nicht gefunden, da ich nach Resinmodellen suchte und nix fand.
Gruß
Alex
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Al.Schuch
Modellbaumeister
Modellbaumeister


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HMS AGINCOURT in 1:700 Empty Re: HMS AGINCOURT in 1:700

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